101er Wein

101er und Winzerverein stellen besonderen Rotling vor

800 504 Winzerverein Meersburg

Stolz stellen sie ‚ihre‘ Weinkreation vor (von links): Kellermeister Valentin Wagner, Winzervereinsgeschäftsführer Martin Frank, der amtierende 101er-Oberpfleger Georg Dreher, Anton Kresser und Bürgermeister Robert Scherer. | Bild: Martina Wolters

Der vom Winzerverein ausgebaute Rotling kommt gut an. Während die von Margret Maier und Anton Kresser verfasste Broschüre Hintergründe zum „Sticher“ erzählt, beleuchtet der von Peter Schmidt erstellte Flyer die „101 Bürger von Meersburg“. Der Verkaufserlös kommt sozialen und kulturellen Projekten zugute.

Es ist ein besonderer Wein, den Georg Dreher in seiner Doppelrolle als 101er-Oberpfleger und Winzervereinsvorsitzender im Vineum erstmalig in öffentlicher Runde vorgestellt hat. Gemeinsam mit dem Winzerverein hat die über 500 Jahre alte Gesellschaft der 101 Bürger ihr Erstlingswerk kreiert, einen Rotling, der zu zwei Dritteln aus rotem Dornfelder und zu einem Drittel aus weißen Müller-Thurgau-Trauben besteht. Acht Stunden hat die Maische aus beiden Traubensorten gemeinsam auf der Presse gelegen, bevor sie weiter verarbeitet wurde. Herausgekommen ist „ein frischer, fruchtiger Wein, auf den wir stolz sein können“, betonte Kellermeister Valentin Wagner.

Historischer Text liefert Idee

Einige Jahre hatte sich die 101er Bürgerschaft schon mit dem Gedanken getragen, mit einem eigenen Weinprodukt an die Öffentlichkeit zu gehen und mit dem Erlös aus dessen Verkauf soziale und kulturelle Projekte zu unterstützen. Die zündende Idee kam 101er-Mitglied Anton Kresser bei der Lektüre eines historischen Texts, aus dem hervorgeht, wie ein Sticher mit dem typischen, roséfarbenen Erscheinungsbild im 18. Jahrhundert entstand. „Wir waren sofort Feuer und Flamme für den Einfall“, sagt Winzervereinsgeschäftsführer Martin Frank.
Umfangreiche Info-Broschüre

Gemeinsam mit Heimatkundlerin Margret Maier hat Anton Kresser eine 48-seitige Informationsbroschüre in Romanform verfasst, aus der es Kostproben gibt: Zwei Kaufleute auf dem Rückweg einer Handelsreise von Lyon nach Ulm nächtigen in Meersburg und interessieren sich für die gerade stattfindende Weinlese und den nachfolgenden Weinausbau. Historisches Bildmaterial unterstreicht ihren Weg durch das Meersburg der 1790er Jahre. Sie besuchen unter anderem den Torkel des Spitals in der Vorburggasse und sehen beim Pressen der Trauben zu. 25 bis 30 Zuber Früchte fasste das Torkelbett und 60 Wimmler waren für den Pressbetrieb vonnöten, wie Maier zwischendurch verrät. Ebenso hören die Festgäste, dass zu damaliger Zeit die Spitalstiftung als größter Rebbesitzer galt – weit vor dem Fürstbischöflichen Hof, dem Kloster Schussenried oder der Stadt. Wo der Sticher-Begriff herkommt, erfahren die Gäste auch. Wer gut stechen konnte, sei trinkfest gewesen und der Rebensaft vom ersten Fassanstich sei als Sticher bezeichnet worden, erläuterten Maier und Kresser.

Der von Heimatforscher Peter Schmidt zusätzlich erstellte Flyer informiert über die Historie der Gesellschaft, die zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs durch eine großzügige Stiftung des damaligen Arztes Caspar Miller zu neuem Leben erweckt wurde. Broschüre wie Faltblattinformationen können wie der Sticherwein mit aufwendiger Etikettgestaltung käuflich erworben werden.

Präsentation in Eichenholzboxen

101er-Mitglied und Schreiner Manfred Schmäh hat sechs Boxen aus Eichenholz für Textmaterial und Flasche gefertigt, die ausgestellt werden sollen im Vineum, beim Winzerverein und in der früheren Trinkstube der Bürgergesellschaft, dem Gasthof Bären. „Wir haben wirklich ein gemeinsames Werk vollbracht, freute sich Georg Dreher und richtete seinen Dank an alle Beteiligten.

Bürgermeister Robert Scherer zeigte sich als Ehrenvorsitzender der historischen Vereinigung begeistert von dem „modernen Schritt“ und der „neuen, aber historischen Weinschöpfung“. Das Vineum hielt Scherer bestens geeignet für die Erstpräsentation mit seiner Verbindung zum Weinbau und der dauerhaften Ausstellung zu der 101er-Gesellschaft. Geschmacklich gefiel der Jungwein nicht nur dem Bürgermeister. Die Stubenknechte der Gesellschaftsorganisation hatten alle Hände voll zu tun, kräftig einzuschenken.

Der komplette Beitrag im Südkurier